Landschaftsgeschichte von Cuxhafen
Wald contra Heide - Heide contra Wald
In den Heidegebieten von heute wuchsen noch während
der Bronzezeit ausgedehnte Laubwälder. Wie weit diese
natürlicherweise an die Küste heranreichten, ist
heute, da sich menschliche und natürliche Einflüsse
in diesem Raum schon früh überdeckten, schwer zu
rekonstruieren. Natürlich baumfreie Standorte waren vermutlich
nur in den Küstendünen entlang des Geestkliffs entwickelt,
wo eine ständige Übersandung die Ansiedlung von
Bäumen verhinderte.
Die großflächige Ausdehnung der Heiden setzte
erst im Mittelalter ein. In dieser Zeit war die nördliche
"Hohe Lieth" von einer zusammenhängenden Heidefläche
bedeckt. Wie auch in anderen norddeutschen Heidegebieten,
ist dies auf die Übernutzung der Landschaft zurückzuführen.
Der hohe Holzbedarf für Deich- und Schiffbau sowie Siedlung
in den holzarmen Marschen, "ewiger Roggenanbau"
und die Auswirkungen des bestehenden Feudalsystems bedingten
die großräumige Devastierung der Landschaft.
Die Wirtschaftsweise der Geestbauern begünstigte insbesondere
die Besenheide Calluna vulgaris. Sie beherrschte die Landschaft
auch noch Ende des 19.Jahrhunderts. Aus dieser Zeit stammen
zahlreiche Schilderungen und Bilder von Mitgliedern der Cuxhafener
Malerkolonie, die leuchtend violettrote Heidelandschaften
darstellten. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts
begann durch die Agrarreformen, Kunstdünger und Maschinen,
sowie einem modernen Kreditwesen abermals ein Wandel im Erscheinungsbild
der Geestlandschaften im Elbe-Weser-Dreieck . Bessere Böden
wurden zu Ackerland umgebrochen und ärmere Standorte
aufgeforstet oder als Heide liegengelassen. Im Projektgebiet
ist besonders die Aufforstung einer 316 ha großen Fläche
von Heide und Sanddünen im Jahre 1881 direkt an der Küste
erwähnenswert. Bis auf die Aufforstung dieses, nach seinem
Begründer, "Wernerwald" genannten Waldes, und
die Schaffung weniger Ackerflächen, war das Gebiet zwischen
Duhnen, Berensch und Altenwalde noch bis ca. 1950 von ausgedehnten
Heideflächen geprägt. Erst einige Jahre nach dem
zweiten Weltkrieg veränderte sich die Landnutzung abermals
radikal. Großflächig wurden die Heiden in Ackerland
umgewandelt und Windschutzpflanzungen aus standortfremden
Fichten, Kiefern und Spätblühender Traubenkirsche
Prunus serotina angelegt. Es entstanden Streusiedlungen, Wochenendhäuser
und weitere kleinflächige Aufforstungen mit Schwarzkiefer
Pinus nigra, Sitka-Fichte Picea sitchensis und Lärche
Larix kaempferi u. L. decidua.
Seit 1954 wurde der zwischenzeitlich brachliegende und auf
Teilflächen auch ackerbaulich bewirtschaftete Truppenübungsplatz
Altenwalde wieder militärisch genutzt und in den Randbereichen
mit Nadelgehölzen aufgeforstet.
In diesem Jahrhundert wurden die Heideflächen kaum noch
genutzt. Trotzdem waren die Heiden noch bis etwa 1960 nahezu
baumfrei, was früher in erster Linie auf den Seewindeinfluss
zurückgeführt wurde. Heute ist jedoch klar, daß
trotz des starken Seewindes auch die von Krähenbeere
dominierten Heiden in Küstennähe ohne Eingriffe
des Menschen verbuschen und sich zu Wald entwickeln. Dies
ist im wesentlichen auf die fehlende Sanddynamik und die vorangeschrittene
Bodenentwicklung zurückzuführen. |